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07/2025 Teamwork im Quadrat

BEWEGEN

Von der Wurzel zum Dach und zurück

Im September zeigte die Holzbranche an einem Wochenende, was sie kann. Mehr als 150 Betriebe an 48 Standorten in der ganzen Schweiz machten bei den Tagen des Schweizer Holzes mit – Organisationen vom Forstbetrieb über die Sägerei und die Zimmerei bis zur Schreinerei.

Text und Bilder Lignum, SL, SLi, DB

Werbung für Schweizer Holz
Die nationale Veranstaltung der gesamten Holzkette wurde vom Dachverband der Wald- und Holzwirtschaft, der Lignum, zusammen mit den angeschlossenen Verbänden organisiert. Ziel war die Werbung für Schweizer Holz und die damit zusammenhängenden regionalen Wirtschafts- und Ressourcenkreisläufe, aber auch die Stärkung der Zusammenarbeit innerhalb der Branche. Christoph Spinnler von der Lignum spricht von einem vollen Erfolg: «Wir sind sehr zufrieden. Die beteiligten Betriebe haben grossartige Arbeit geleistet und den Besuchenden eindrückliche und sehr vielfältige Erlebnisse und Einblicke in ihre Tätigkeiten ermöglicht, besonders auch den vielen Schulklassen, die eingeladen waren. Das ist für die gesamte Branche wichtig und zeigt ihre Bedeutung für die Wirtschaft und die Klimapolitik der Schweiz.» Die insgesamt 30 Veranstaltungsorte in der Deutschschweiz boten ein überaus vielfältiges Programm, mit Führungen im Wald, in Sägereien, Holzbau- und Zimmereibetrieben, im Bereich Energieholz mit Holzschnitzeln, Pellets und Fernwärmezentralen, aber auch zu Spezialgebieten wie Holzbildhauerei, Schindelproduktion, Holzrücken mit Pferden oder Mondholz. Vielerorts fanden Fachvorträge und Abendveranstaltungen statt, und es gab spezielle Kinder- und Festprogramme mit Musik und Verpflegung. Auch an den 17 Standorten in der Westschweiz zeigte die Holzkette ihre umfassenden Fähigkeiten und ihr grosses Engagement für den Wald, die hölzernen Handwerkskünste, moderne und traditionelle Architektur und nachhaltige Lösungen. Im Tessin wurden die «Giornate del Legno Svizzero» im Rahmen des traditionellen «Pentathlon del Boscaiolo» ausgetragen. Diese Veranstaltung war auch dieses Jahr wieder der wichtigste Treffpunkt für die Tessiner Wald- und Holzbranche und ein Anziehungspunkt für über 4000 Besuchende.

Haltestelle Wald
Der Berner Cluster aus der Beer Holzbau AG, der Olwo AG, der Gfeller Holzbau AG und weiteren Akteuren lud zum VIP-Event. Rund 50 geladene Gäste aus Politik, Gemeinden, Kanton, Vereinen und Gesellschaften bestiegen einen Car und liessen sich in den Wald chauffieren. An der mobilen Bushaltestelle «Dentenberg» hiess es aussteigen und in den Wald eintauchen. Mit dem Grundrauschen der Blätter und der Säge folgten Erläuterungen und Zahlen von Jürg Rothenbühler, Präsident der Lignum Bern, und von Förster Fredy Keller, warum der Wald bewirtschaftet werden muss und dass noch mehr Schweizer Holz geerntet werden kann. Was es mit der Bushaltestelle auf sich hatte, erklärte Heinz Beer von der Beer Holzbau AG: Die Zimmerin on Tour, Lara Margiotta, realisierte das Projekt «Vom Baum zur Haltestelle» in vier Tagen. Jürg Rothenbühler überreichte der RBS (Regionalverkehr Bern-Solothurn) als Bauherrschaft das Zertifikat Schweizer Holz. Der Unterstand ist nun bereit, künftig als provisorische Haltestelle die Wartenden zu schützen. Danach fuhr der Tross weiter nach Worb ins Sägewerk der Olwo AG, wo Thomas Läderach die Gäste vom Rundholzlager her durch die Sägerei führte. Der Rundgang endete kreislaufgerecht beim Ofen für den Wärmeverbund – und draussen im Kreis mit Sägemehl, wo sich Kinder in Zwilchhosen tummelten und die grossen Gäste über Blockbandsäge und CO2 fachsimpelten. Der VIP-Verbund fuhr danach zur nächsten Station der Holzkette in Ostermundigen und liess sich die Beer Holzbau AG erklären. Zum Abschluss folgte das Referat «Das Klima im dauernden Wandel». 

Kügelibahnen und Kohle
Als verbindendes Element zwischen allen teilnehmenden Unternehmen am Standort Stammheim hatten sich die Veranstalter etwas ganz Besonderes ausgedacht: den Bau von Kügelibahnen. Und so rollten an den verschiedensten Standorten kleine Holzkugeln durch originell konzipierte Parcours – unter anderem auf dem Gelände der Konrad Keller AG, die auch am Sonntag zu einem abwechslungsreichen Rundgang auf dem Betriebsgelände eingeladen hatte. Dort präsentierten sich auch vier andere Unternehmen: die Walter Schwendimann AG, die Wirth Haustechnik AG, Pro Dampfer und Olis Kohle. Per Shuttlebus gelangten interessierte Besucherinnen und Besucher zu weiteren Stationen, die Themen wie Architekturplanung, Zimmermannshandwerk, Holzschlag und Waldpädagogik aufgriffen. Beim Branchenanlass der Schweizer Holzkette ging es zudem ums «Kohle machen»: Der gelernte Forstwart und BFH-Absolvent Oliver Reinhard demonstrierte, wie modernes Köhlern geht, und erklärte, warum er sich auf die Produktion von Schweizer Holzkohle spezialisiert hat. Denn was viele nicht wissen: Die meiste Kohle zum Grillieren stammt aus dem Ausland, unter anderem aus Paraguay, wo grossflächig Wälder für Viehweideflächen und Sojaanbau gerodet werden. Dabei könne man genauso gut heimisches Holz verwenden. Er selbst nutzt dazu das Abfallholz einer nahegelegenen Sägerei, um lange Transportwege zu vermeiden. Was Olis Kohle zudem besonders macht: Sie entwickelt weder Rauch noch Feinstaub. Der Jungunternehmer bietet ausserdem Kohle aus sortenreinem Holz – neben Buche, Eiche und Esche auch Rebholz, was sich jeweils auf die Brenndauer und den Geschmack auswirkt. Beim Rebholz handelt es sich hierbei um eine besondere Rarität: Aufgrund ihres langsamen Wachstums sind die Reben besonders hart und brennen heisser und länger als anderes Holz. 

Mitten in der Hundegger
Bei der Hüsser Holzleimbau AG in Bremgarten (AG) betraten die Interessierten den Holzkreislauf mittendrin. Das Unternehmen bezieht Nadelholzlamellen und verarbeitet diese zu unterschiedlichen Produkten. Vor der stattlichen Halle des Lamellenlagers versammelten sich stündlich Schulklassen und Gruppen, die von den Mitarbeitenden durch die Fertigungsprozesse geführt wurden. Neben grossen Infotafeln sahen die Besucher im laufenden Betrieb, wie die Lamellen verpresst, gehobelt, geleimt oder mit Keilzinkung verlängert werden. In der 30 auf 50 Meter riesigen Abbundhalle bearbeiten die Zimmerleute die Träger für die entsprechenden Aufträge mit Schlitzen, Löchern und Verbindungs­teilen. Nebenan das Bearbeitungszentrum PBA-3: Ein Binder wird mit Vakuumpflöcken am Boden fixiert, die «Hundegger» fährt darüber und erledigt alle Bearbeitungen in einem Durchgang. Die raumgrosse Maschine war an diesem Tag nicht in Betrieb, die Gäste konnten hinein und den riesigen Hobelkopf, den Bohrturm, die Werkzeugwechsler und das Fräsesägeblatt mit 1,10 Meter Durchmesser aus der Nähe bestaunen. Die Toleranz dieser Maschine liegt bei nur einem Millimeter auf einer Werkstücklänge von 40 Metern. Nebenan wurden Grill und Pizzaofen angeheizt und die Besucher pilgerten um die Hallen herum, wo die Förster ihre Arbeit erklärten.

Der Weg des Holzes
Im Sankt Galler Rheintal in der Ostschweiz machte die Schöb AG als Holzbaubetrieb gemeinsam mit der direkt gegenüberliegenden Sägerei Lippuner sowie mit dem Forstbetrieb Gams erlebbar, wie Schweizer Holz von der nachhaltigen Nutzung im Wald bis zur hochwertigen Verarbeitung im Bauhandwerk seinen Weg nimmt. Im Forstbetrieb erlebten die Schulklassen, wie eine verantwortungsvolle, naturnahe Waldbewirtschaftung funktioniert. Anschliessend durften sie dabei sein, wie das Rundholz aus der Region im Sägewerk fachmännisch eingeschnitten, getrocknet und veredelt wird. Als innovatives Holzbauunternehmen zeigte die Schöb AG als drittes Glied der Wertschöpfungskette Holz, wie das verarbeitete Schweizer Holz dann zu durchdachten Bau- und Wohnlösungen wird – vom Holzsystembau bis zur detailreichen Schreinerarbeit.

Ein Fest für das Schweizer Holz 
In Buhwil (Thurgau) begrüssten drei Holzunternehmen rund 3000 Besucherinnen und Besucher. Das Forstrevier AachThurSitter und die ThurHolz GmbH spannten mit der Kaufmann Oberholzer AG zu einem Cluster zusammen und feierten ein Fest der regionalen Wertschöpfung, Nachhaltigkeit und Innovation. Am Freitagvormittag durchliefen rund 220 Schülerinnen und Schüler im Holzkompetenzzentrum in Buhwil einen spannenden und lehrreichen Rundgang durch die gesamte Wertschöpfungskette des Holzes: vom Wald über die Sägerei, den Holzleimbau, den Abbund, die Elementproduktion, den Holzbau, die Schreinerei bis hin zur Innenarchitektur. Sie erhielten praxisnahe Einblicke in alle Stationen und Berufe moderner Holzunternehmen. Und am Freitagabend kamen die Gäste aus Politik und Wirtschaft: Sie waren der Einladung zur offiziellen Einweihung der neuen Produktionshalle der Kaufmann Oberholzer AG gefolgt. Das Programm bot ein Impulsreferat von Mathias Binswanger (Professor für Volkswirtschaftslehre) und eine anschliessende Podiumsdiskussion mit Toni Horat (Geschäftsführer ThurHolz GmbH), Domenic Schneider (Schwinger und Zimmermann), Walter Schönholzer (Regierungsrat Kanton Thurgau) und Jakob Stark (Ständerat und Präsident Lignum Schweiz). Mit dem Neubau der Produktionshalle schafft das Unternehmen moderne Strukturen für eine effiziente Fertigung. Mit einer Höhe von 16 Metern bietet die Halle auf 3700 Quadratmetern Produktionsfläche und 360 Quadratmetern Bürofläche für 24 Büroarbeitsplätze viel Raum für zeitgemässe Arbeitsprozesse. Die neue Technowood Anlage (TW-Mill) für die Elementfertigung, die Plattenzuschnittanlage von Hundegger sowie ein Brückenkran und zwei Stapelkrane der Firma Gersag bieten mehr Effizienz und mehr Möglichkeiten im Produktionsablauf. Eine Innovation realisierte die Kaufmann Oberholzer AG im Büroboden: Mit sogenannten H-Trägern verbauten sie bei einer Spannweite von 13,7 Metern und einer Höhe von 640 Millimetern rund 235 Kubikmeter Holz. Zum Vergleich: Ein gleichwertiger Vollholzboden hätte über 520 Kubikmeter Holz benötigt – mehr als doppelt so viel wie das Hohlholz-System. Sparsam und statisch hochleistungsfähig sind die Stichworte, die die neuen Träger perfekt beschreiben. Das Fachwerk der Halle baute das Team der Kaufmann Oberholzer AG mit einer Überhöhung ein.

Die öffentliche Hand baut mit Holz aus dem eigenen Wald

Mit einer Schauproduktion im neuen Holzleimwerk und einer Podiumsdiskussion startete die Konrad Keller AG in Stammheim (ZH) schon am Vorabend in die Tage des Schweizer Holzes. «Was ist naheliegender für die öffentliche Hand, als Holz aus dem eigenen Wald für den Bau ihrer Liegenschaften zu nutzen?», stellte Andrin Keller (Geschäftsleiter der Konrad Keller AG) als Frage in den Raum. Mit Claudia Hollenstein (Präsidentin Lignum Zürich) und Martin Kessler (Regierungsrat Kanton Schaffhausen) gab es zwei kompetente Referenten zum Thema. Dass es sich lohnt, mit eigenem Holz zu bauen, waren sich alle Beteiligten einig. Denn die graue Energie wird durch die sehr kurzen Transportwege und regionale Wertschöpfung minimiert, das bereitgestellte Rundholz generiert einen fairen Preis und auch der emotionale Bezug zum eigenen Rohstoff ist ein wichtiger Faktor. Es folgte ein Best-Practice-Beispiel: Das Schulhaus Diessenhofen (TG) wurde mit Holz aus dem Gemeindewald gebaut. Welche Herausforderungen das im Planungsprozess mit sich brachte, beschrieben Hans-Rudolf Stör (Schulpräsident), Willi Itel (Bürgerpräsident der Gemeinde Basadingen-Schlattingen), Simon Pachera (Revierförster Unterthurgau), Beat Brauchli (Projektleiter bei der Walter Schwendimann Holzbau AG) und Andrin Keller. Mit einem ausführlichen Referat zu den globalen Herausforderungen des Klimawandels und einem Blick auf die nachhaltigen Holzbauprojekte der Blumer-Lehmann AG schloss Richard Jussel (Blumer Lehmann) den informativen Abend.

Daten & Fakten

  • Tage des Schweizer Holzes
  • 12. und 13. September 2025
  • 150 Betriebe
  • 48 Standorte
  • Mehrere Tausend Besucherinnen und Besucher
    tsh25.ch