07/2025 Teamwork im Quadrat
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Einen Nagel einschlagen – das kommt gut an
Die 21-jährige Lara Margiotta aus Boppelsen (ZH) ist seit April als Zimmerin on Tour 2025 unterwegs. Bisher machte sie bei über 20 Holzbaubetrieben Station und begeisterte viele Schülerinnen und Schüler für das Handwerk. Holzbau Schweiz Magazin hat die junge Frau an den Tagen des Schweizer Holzes getroffen.
Interview und Bild Sue Lüthi
Lara, welches Erlebnis kommt dir als grösste Überraschung in den Sinn, seit du als Zimmerin on Tour unterwegs bist?
Lara Margiotta: Dass ich an den Messen Schülerinnen und Schüler getroffen habe, die ich bereits an den Schulen kennengelernt habe. Das Wiedersehen war voller Freude. «Kennen Sie mich noch?», fragten sie. Das hat mich sehr gerührt und mir Freude bereitet. An diesen Treffen führte ich mehrere Gespräche, wir konnten an die erste Begegnung anknüpfen und erzählen.
Was hast du Neues gelernt?
Ich hatte die Gelegenheit, gewisse Themen vertiefter anzuschauen. Zum Beispiel wusste ich von Beamern, die den Plan von der Decke hinunterprojizieren, ich hatte aber noch nicht damit gearbeitet. Bei Blumer Lehmann AG in Gossau konnte ich das nun live erleben. Der Beamer projiziert den Plan auf den Tisch und zeigt, wo welches Holzteil hinkommt. Man klickt auf «Weiter» und sieht, welche Platte an welche Stelle montiert werden muss und wo zum Beispiel ein Elektrorohr durchführt. Diese Art von Montageanleitung ist schon genial.
Bist du affin auf digitale Technik oder bist du eher die Handwerkerin?
Ich mag Papier, auf der Baustelle ist ein Laptop jedoch schon praktisch. Dort sind 3D-Ansichten einfach abrufbar und auch andere Pläne hinterlegt und je nach Wunsch zu finden. Aber mir gefällt auch der Umgang mit Papier: Eine Mischung ist für mich perfekt.
Welche Arbeit gefiel dir besonders?
Megacool war, zusammen mit den Schülerinnen und Schülern eine Liege zu bauen. In Flums hatte sich die Klasse bereits im Vorfeld auf diese Aufgabe gefreut. Das gemeinsame Anpacken und dass ich ihnen etwas zeigen konnte, hat Spass gemacht.
Welche Begegnungen sind dir in Erinnerung geblieben?
Da kommen mir mehrere in den Sinn. Ich wurde überall herzlich empfangen. Bei der Alpiger Holzbau AG in Sennwald (SG) habe ich Lara Zwiefelhofer getroffen (Zimmerin on Tour 2023, Anm. d. Red.), sie arbeitet dort und es war ein spezielles Erlebnis. Aber auch, weil das Team auf der Baustelle aus vielen jungen Zimmerleuten bestand, der älteste ist 23! Es war lässig, mit so vielen Gleichaltrigen zusammenzuarbeiten und die gemeinsame Begeisterung im Beruf zu erleben. Ich fühlte mich gut aufgehoben. Bei der PM Mangold Holzbau AG in Basel gibt es zwei junge Frauen im ersten Lehrjahr und im Tessin habe ich eine Brasilianerin kennengelernt, die als Zimmerin arbeitet, das war auch interessant. Kommuniziert haben wir mit Google Translate, das ging gut.
Worüber sprechen Zimmerinnen?
Über das gleiche wie auch mit Zimmermännern. Es ist normal, Männer im Umfeld zu haben, aber ich freue mich natürlich, Frauen zu treffen. Die Frau aus Brasilien war ihrerseits sehr beeindruckt von meiner Tour, dass ich das überhaupt mache. Sie arbeitet voll im Holzbau, ist total kompetent und es hat richtig Spass gemacht, mit ihr zusammenzuarbeiten.
Wie sieht es mit deiner Reiselust aus?
Irgendwann kommt schon eine Ermüdung und es braucht Erholung. Ständig auf Trab sein und Videos zu machen ist anstrengend, aber es macht mir trotzdem Spass. Es gefällt mir, den anderen etwas zu zeigen. Und doch freue ich mich dann auch wieder auf die «normale» Arbeit ohne Laptop und ohne Video.
Hast du schon Pläne für die Zukunft?
Nicht konkret. Ich möchte im Beruf arbeiten und die Weiterbildung zur Holzbau-Vorarbeiterin absolvieren. Interessieren würde mich Kursleiterin in einem üK-Zentrum oder auch Berufsschullehrerin, aber auch Polierin wäre spannend. Ich möchte auf jeden Fall im Holzbau bleiben. Ich möchte nichts anderes tun.
Welches Feedback erhältst du konkret von den Schülerinnen und Schülern?
Ich traf mehrere Schüler, die mit Überzeugung sagten, sie wollten in die Schnupperlehre und einen Holzbauberuf lernen, sogar einzelne Mädels. Auch an den Messen traf ich Mädchen, die begeistert den Stand anpeilten. Für mich ist das sehr erfreulich, wenn die Jugendlichen sagen: Ich will auch Zimmermann oder Zimmerin werden! Auch die Eltern stellten Fragen und liessen sich von der Begeisterung anstecken.
Du wolltest Vorbild sein, das hat gut funktioniert!
Ja, ich höre auch von vielen Seiten: Ich habe deine Videos gesehen. Oder an einem Anlass kam ein Mädchen auf mich zugerannt: Ich habe dich gesehen, können wir ein Foto zusammen machen? Ich finde es einfach lässig, wenn die Leute Freude an meiner Tour haben, dann habe ich noch mehr Freude.
Wie sieht die Entwicklung auf den Social-Media-Kanälen aus?
Auf Instagram ist viel los, das ist am besten verbreitet. Von einigen höre ich, dass sie Tiktok gelöscht haben, weil man vom Videoschauen nicht mehr loskomme. Videos auf Instagram hingegen erreichen sehr viele Leute – Schüler, aber auch die Mitarbeitenden in den Betrieben. Diese Art ist gut geeignet, um Werkzeuge, Maschinen, das Handwerk und die Teamarbeit lebendig zu zeigen. Ein Video hatte bis zu 300 000 Aufrufe! Ich dachte, das schaue sowieso niemand an, und es wurde angeklickt wie verrückt.
Um was ging es?
Ich habe mit dem Hammer einen Nagel eingeschlagen und die Nageltasche drangehängt. Nicht mal in die Kamera gelacht … Es war nicht sonderlich spannend, ich selbst fand andere Videos viel cooler. Doch dieses ging voll durch die Decke.
Was sind die nächsten Stationen?
Nach den SwissSkills geht die Tour weiter mit Arbeiten bei verschiedenen Unternehmen. Ein Höhepunkt ist die Messe Holz und abschliessen werde ich meine Tour im November mit vier Berufsmessen. An den Messen bin ich sehr gerne, weil ich Leute
wiedersehe, das freut mich einfach besonders. holzbau-schweiz.ch/zot/





