06/2025 Kontrastprogramm
BAUEN
Ein Muni fürs Schwingfest
Bevor am 31. August der neue Schwingerkönig gekränzt wird, ist Muni Max der Star am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (ESAF): gut 21 Meter hoch, fast zehn Meter breit und etwas mehr als 36 Meter lang, dazu 182 Tonnen schwer und maximal beeindruckend.
Text und Bilder Dorothee Bauland
«Muni Max steht sinnbildlich für nachhaltiges Bauen und die Kraft des regionalen Handwerks», sagt Stefan Müller von der S.Müller Holzbau AG aus Wil (SG). Müller hatte die Idee zum Muni vor vier Jahren bei einem Branchenhöck in der Casa Vita/Frefel Holzbau AG in Mollis (GL), deren Betriebsareal direkt neben dem Flugplatz Mollis und damit auch neben dem temporären ESAF-Festgelände liegt.
Als Präsident des Säntis Innovations-Cluster Holz (SICH) trommelte Müller die Betriebe der Ostschweizer Holzkette zusammen und überzeugte sie, beim Projekt HolzvisionMAX mitzumachen. Der Verein SICH fungiert als Trägerschaft und ein 30-köpfiges Projektteam beschäftigte sich mehr als drei Jahre mit den Vorbereitungen.
Maximaler Zusammenhalt
«Es ist eindrucksvoll, was durch gemeinsame Werte und Zusammenarbeit entstehen kann», zeigte sich Stefan Müller beim Richtfest Anfang August sichtlich emotional. «Muni Max ist das erste Bauwerk, das gemeinsam von allen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette Holz realisiert wurde – von Wald und Forst über Sägereien, Handel und Transport bis hin zu Produktion, Verarbeitung und Bau.» Mehr als 220 Unternehmen und Institutionen haben dies möglich gemacht. Ausserdem waren über 500 Lernende aktiv beteiligt, denn nicht nur in den Betrieben, auch in den üK-Zentren wurden einzelne Elemente vorgefertigt. Aus dem Restholz, das bei der Produktion abfiel, ist durch die Schreiner der Ostschweizer Holzkette der Innenausbau für den Gabentempel und die Schwingerbar errichtet worden. Auszubildende der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz hatten das Konzept dazu erstellt.
100 Prozent regional
Muni Max ist zu 100 Prozent aus Schweizer Holz regionaler Wälder gebaut, mehrheitlich aus Fichte. Lediglich die Hörner sind aus dem Holz eines Birnbaums gefertigt, welcher auf dem ESAF-Gelände gefällt werden musste. «Der hölzerne Stier besteht aus 437 vorgefertigten Elementen beziehungsweise 4502 einzelnen Bauteilen. Die grössten davon sind die beiden Fachwerkträger für das Haupttragwerk mit einer Länge von 20,5 Metern», weiss auf der Baustelle Roland Abderhalden, Geschäftsführer der Cadwork Holz AG aus Herisau (AR), zu berichten. Abderhalden ist einer von rund 60 Helfern aus etwa 30 Holzbauunternehmen, die im Zwei-Schicht-Betrieb bei der Aufrichte von Muni Max in Fronarbeit mitgeholfen haben. Insgesamt waren rund 800 Personen am Projekt beteiligt.
«Die grössten Einzelteile sind in den Beinen des Stiers verbaut: Leimholzbinder mit Abmessungen von 1,3 Meter auf 2,4 Meter und einer Länge von 15 Metern», so Abderhalden. Er dokumentierte den Prozess der Aufrichte digital, um für Kooperationen bei künftigen Grossprojekten gut vorbereitet zu sein. Den Überblick im Projekt hatten Gesamtprojektleiter Martin Antemann sowie die Montageleiter Paul Engler und Marcel Oertig. Die Stunden, die sie investiert haben, bleiben ungezählt. Auch Initiant Stefan Müller hat unendlich viel Zeit mit diesem einzigartigen Projekt verbracht: «Bei 1300 Stunden habe ich aufgehört zu zählen», schmunzelt er.
Über 18000 Schrauben
Genau berechnet wurden hingegen die Schrauben: 18727 Stück wurden für Muni Max verbaut. Der Gigant
steht auf zwei Stahlträgerrosten, die mit 70 Schraubfundamenten von drei Metern Länge im Untergrund verankert sind. Der Zusammenbau des Holzstiers startete bereits Anfang Juli auf zwei Vormontageplätzen. Der definitive Aufbau für das ganze Muni-Dorf, inklusive Schwingerbar und Innenausbau des Gabentempels, dauerte lediglich zehn Tage, der Muni stand sogar schon nach nur drei Tagen und wurde am vierten Montagetag mit einem Richtbaum gekrönt. In Anbetracht der Grösse des Projekts war dieser eine veritable Fichte, die statt mit bunten Bändern mit den farbigen Arbeitsshirts der Zimmerleute geschmückt wurde. Reto Gort von der Jäger Holzbau AG aus Vilters (SG) kam die Ehre zuteil, auf dem Kopf des Stiers den Richtspruch zu sprechen.
3,6 Millionen Franken
Am Ende muss auch über Geld gesprochen werden: Lange war nicht klar, ob die Finanzierung für das Projekt überhaupt zustande kommt. «Aber irgendwann waren wir bei den Vorbereitungen an einem Punkt, an dem wir nicht mehr zurückkonnten», erinnert sich Stefan Müller. Bisher hat das Projekt HolzvisionMAX 3,6 Millionen Franken verschlungen – 2,3 Millionen davon wurden durch Branchenleistungen gedeckt. Noch immer ist das Projekt nicht restlos finanziert, aber Müller ist zuversichtlich, dass sich einer der rund zehn Interessenten bald entscheidet, Muni Max zum Star eines Tourismusprojekts zu machen. Der Holzstier ist baulich-konstruktiv auf eine Lebensdauer von 25 Jahren ausgelegt und die mediale Begeisterung im Rahmen der ESAF-Berichterstattung sollte ihr Übriges tun.
holzvisionmax.ch
Holzvision Max
Projekt: Temporäre Holzkonstruktion Muni Max, Schwingerbar und Gabentempel
Standort: Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest (ESAF), Mollis (GL)
Trägerschaft: Säntis Innovations-Cluster Holz, Wattwil (SG)
Beteiligte: rund 220 Unternehmen der Ostschweizer Holzkette
Holzart, -menge: 1100 m3 Schweizer Fichtenholz
Abmessung Muni Max: H 21,3 m × B 9,75 m × L 36,25 m
Vorfertigung: 437 Elemente
Kosten: CHF 3,6 Mio.